Kultur

Mörderisches Dinner

Das Dinner mit Unterhaltung beliebt sind, wussten bereits unsere mittelalterlichen Vorfahren. Gaukler, Artisten und Minnesänger boten ihr Können feil, während die feine Gesellschaft tafelte.
Heutzutage findet diese Kombination vor allem bei Krimidinner neuen Gefallen:
Bei einem 3 oder 4 Gang Menü geschieht ein Mord und zahlreiche Verdächtige gilt es für den Zuschauer gemeinsam mit dem Ermittler auf Alibi und Motiv zu überprüfen.
Das von meinen Kollegen und mir ausgesuchte Dinner wurde von einem schottischen Lord veranstaltet, der im Verlauf des Abends leider zur Leiche mutierte.
Doch wer war der Täter?
Die untreue Gattin, die geldgierige Tochter, der Butler mit Knast-Erfahrung oder der durchtriebene Pianist?
Gemeinsam mit „Inspector Find Out“ von Scotland Yard werden alle Verdächtigen befragt und Tipps abgegeben, ehe nach dem Dessert der wahre Täter entlarvt wird.

Mein Fazit:

Die Crew von Tatort Dinner setzte vor allem auf eine sehr lange Vorgeschichte und noch längeren Gesangseinlagen, dafür kaum Ermittlungsarbeit für den Inspektor, sodass kaum Krimi Stimmung aufkam.
Immer wieder wurden Zuschauer mit einbezogen, doch teilweise schossen diese Einbeziehungen über die Schicklichkeit hinaus. Das ein Zuschauer von einer betagten schottischen Adeligen begrabscht und zum Ausziehen des Hemdes genötigt wird, ließ einige Zuschauer den Kopf schütteln, die anderen betreten wegsehen.
Zudem wurden die Zuschauer aufgefordert, sich dem Jahrzehnt und dem Anlass entsprechend zu kleiden, während die Darsteller in aktueller Bon Prix Mode durch die Gegend liefen.
Während die Lady mehrmals die Zuschauer anfauchte, sie sollen sich gefälligst daran erinnern, dass wir uns in den 60ern befinden und es Dinge wie Brexit und EU noch gar nicht gäbe, fielen die Darsteller immer wieder selbst aus der Rolle. So röhrte der Arzt in tiefstem Pott Slang und das gleichzeitig stattfindene BVB Spiel erwähnend durch den Saal.
Leider spielte an diesem Abend auch die Technik nicht ausreichend mit: Zahlreiche Rückkopplungen und zu spät oder gar zu früh angestellte Mikrofone, (bei letzterem konnte man die Unterhaltungen aus dem Backstage Bereich mithören) trübten das Erlebnis weiter.
Das Menü konnte daher, obwohl sehr gut und in ausreichenden Portionen serviert, diesen Abend leider nicht mehr herumreißen.
Warum der Zuschauer einen Tipp abgeben konnte, wurde auch nicht ersichtlich, da unter denen, die richtig geraten hatten -was in diesem Fall eigentlich sogar unmöglich war- kein Präsent ausgelost wurde.

Empfehlung:

Da es zahlreiche Veranstalter von Event Dinner im Krimi Bereich gibt, lässt sich noch hoffen, dass andere Anbieter auf mehr Qualität setzen und einen positiv unvergesslichen Abend heraufbeschwören können. Mit guter Technik, einer tollen Story und engagierten Darstellern kann dies sehr wohl gelingen.

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