Von Regenflüchen und Ungnade
Seit 2010 besuchen mehrere Freunde und ich in sich verändernder Besetzung jedes Jahr die Freilichtspiele in Tecklenburg.
In diesem Jahr wird mit Les Miserables ein Klassiker gespielt, der Fans des Genres aus ganz Deutschland bis hin nach Asien in das kleine Örtchen im Münsterland treibt.
Und natürlich lassen wir es uns auch nicht nehmen, dieses -mein- Lieblingsstück in der Inszenierung von Ulrich Wiggers unter freiem Himmel zu besuchen.
Vorsorglich natürlich im überdachten Bereich. Denn seit 2010 haben wir bei jedem Besuch nur ein Wetter: Regen. Jedes verdammte Mal. Selbst im Rekord-Hitze-Sommer dieses Jahr:
Der Besuch fällt auf diesen einen Tag, an dem es regnet. Natürlich. Mittlerweile wäre alles andere auch sehr suspekt.
Da in Tecklenburg die Creme de la Creme der deutschen Musical Szene sich Jahr um Jahr in den Hauptrollen die Klinke in die Hand gibt, sind die Plätze natürlich immer sehr begehrt, doch dieses Jahr bei Les Miserables hab ich den Saalplan noch nie so grau gesehen, wie in den Jahren zuvor. Dennoch hatten wir noch recht weit hinten ein Fleckchen für unser Grüppchen gefunden.
Leider haben manche Gäste ihre Manieren zu hause vergessen und gefühlt werden es jedes Jahr mehr Leute, die ihr Picknick, was in der PAUSE zum Tecklenburg Besuch gehört, leider nicht auf die Pause beschränken können, sondern noch während des Stücks selbst fröhlich Sektflaschen öffnen, Käsehäppchen verteilen und Popkorntüten geräuschvoll leerkratzen.
Doch das unfassbarste an diesem Abend war eine Aussage nach der Show, die im übrigen unglaublich fantastisch war. Dank eines großen Chores und bis in die letzte Solistenriege perfekt besetzte Cast und einem Orchester das diesen Namen noch verdient ist dieses Stück nur zu empfehlen!
Da ich zuvor eine Leinwand mit dem ikonischen Cosette Bild bemalt hatte, die ich von der Cast unterschreiben lassen wollte, spülte es mich nach der Show noch an die Stage Door.
Dort hieß es erst einmal warten. Kurz nach Mitternacht hörte man aus dem Backstage Bereich ein Geburtstagsständchen erklingen.
Doch statt sich zu freuen, erdreisteten sich einige sogenannte Fans, das die Cast nicht singen und mit dem Geburtstagskind feiern soll, sondern erstmal für Fotos und Autogramme an der Stage Door zu erscheinen habe.
Ich war sprachlos.
Niemand, wirklich niemand, der am Bühneneingang für ein Autogramm und Foto wartet hat irgendein Anrecht. All dies passiert nach Feierabend der Darsteller. Und wenn die Cast den Geburtstag eines Mitglieds der Bühnenfamilie feiern möchte, dann geht das selbstverständlich vor. So viel Verständnis und Anstand hat eigentlich jeder – dachte ich. Und wenn bis 2 Uhr nachts gefeiert wird, ein anderer Ausgang genommen wird oder jemand keine Zeit für Autogramme und co. hat -oder auch schlichtweg einfach mal keine Lust – sondern seinen Feierabend genießen möchte, wir andere Menschen auch, dann ist das absolut verständlich. Ich frage mich ehrlich, worin das Problem liegt. Ich sehe keines.
Mein Fazit:
Von der Dreistigkeit mancher Fans abgesehen, war es ein rundum fantastischer und selbstverständlich auch verregneter Abend. Aber dank des „Regenfluches“ von Tecklenburg wäre alles andere auch unpassend!